KUNSTMESSEN: SCHWARZE BILDER HÄNGEN IM HELDENDENKMAL

By Sabine B. Vogel , Printausgabe, 25.09.2014
Presse-Parkfair Zweimal fand die Parkfair in der Parkgarage beim Ernst-Happel-Stadion statt. Sie war als Künstlermesse parallel zur Viennafair konzipiert, Galerien nahmen dort keine teil. Stattdessen standen thematisch zusammengestellte Werke auf der leeren Parkebene. Heuer ist das anders; die Parkfair 2014 „sieht schwarz“ – an einem spektakulären Ort: im Ehrensaal im Heldentor.
Das markante Bauwerk steht in seiner heutigen Form seit 1824 am Ring. Zwar gab es immer wieder Pläne, dieses äußere Burgtor abzureißen, Otto Wagner wollte es nach Grinzing verfrachten. Doch damit konnte er sich nicht durchsetzen. Stattdessen baute es sein Schüler, Rudolf Wondracek, 1934 in ein „Heldendenkmal“ für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs um. Seither führen an beiden Schmalseiten steile Stiegen zur dachlosen Ehrenhalle, die Wondracek so erklärte: „Die Helden des Weltkrieges sind unter freiem Himmel gefallen, sie sollen unter freiem Himmel geehrt werden.“
Hier findet jetzt die dritte Parkfair statt, teils parallel zur Vienna International Art Fair (2. bis 5.10.). Doch haben sich die Initiatoren Anna Ceeh, Iv Toshain und Matthias Makowsky vom Konzept einer Künstlermesse verabschiedet – und das ist bei diesem Thema auch gut. Denn „TerminARTor“, so der Titel heuer, steht im Zeichen des Ersten Weltkrieges und der „aktuellen Krisen, die durchaus in einem neuen zivilisatorischen Albtraum enden könnten“, wie Makowsky erklärt.
„Wer definiert, was eine Messe ist?“
Das Konzept der Parkfair ist dramaturgisch auf Ort und Anlass ausgerichtet: Immer nur eine Gruppe von 28 Besuchern dürfen die Ehrenhalle betreten. Jede(r) erhält ein Nachtsichtteleskop. Was oben zu sehen ist, wird hier nicht weiter verraten. Nur so viel: Quer über den Huldigungen und Erinnerungen an die Soldaten hängen 28 schwarze Bilder, unter offenem Himmel, nur leicht geschützt durch einen Dachkranz. Sie sind mit einem von den USA entwickelten Material beschichtet, das dem Militär zur versteckten Kommunikation dient. Ausblenden, Verstecken, Verdrängen, vor allem aber Krieg – das sind die Themen, zu denen die 28 namhaften Künstler einen Beitrag beisteuern, darunter Brigitte Kowanz, Parastou Forouhar, Kendell Geers, Lawrence Wiener, Alfred Tarazi und auch Kasimir Malewitsch, der Meister des „Schwarzen Quadrats“.
Warum aber steht diese intensive Installation unter der Bezeichnung „Messe?“ „Wer definiert, was eine Messe ist?“, fragt Iv Toshain. Die Kunstwelt sei ständig auf der Suche nach neuen Formaten und Strategien. Die Parkfair definiert dieses Format tatsächlich radikal um, ist weder als Satellitenmesse noch als Verkaufsveranstaltung angelegt. Zwar sind die schwarzen Bilder plus Apparat zu kaufen, 3500 Euro pro Werk. Zentral aber ist die konzentrierte, individuelle Konfrontation jedes einzelnen Besuchers mit dem Thema Krieg, und das in einem nahezu beklemmend geschichtsträchtigen Ort.
Eine leisere Umdefinierung des Messeformats nimmt auch ein zweites Projekt vor, das ebenfalls als Satellitenmesse zur Viennafair startete: Letztes Jahr fand „Parallel“ erstmals im ehemaligen Telegrafenamt gegenüber der Börse statt, auf drei Ebenen mit wenigen Galerien und vielen Künstlerräumen. Es war eine chaotisch-lebendige Veranstaltung, bei der der Verkauf eher im Hintergrund stand. Heuer zieht sie ins ehemalige Zollamt nahe der Uni für Angewandte Kunst. „Ausstellen, Tauschen und Verkaufen“ soll hier stattfinden, die „Präsentationsplattform“ sei ein „Treffpunkt für subkulturelle Anliegen und qualitätsgeprüfte Kunstangelegenheiten“.

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